Operation Ganymed
Fernsehfilm, D 1977
Buch und Regie: Rainer Erler
mit Horst Frank, Jürgen Prochnow, Dieter Laser, Klaus-Theo Gärtner, Uwe Friedrichsen u. a.
Wertung: 8/10

Ein internationales Prestigeprojekt, ein drei Raumschiffe umfassender Ausflug zum Jupitermond Ganymed, gilt als gescheitert, als der Funkverkehr abbricht. Eine Schweigeminute in der UN-Vollversammlung, und Schwamm drüber.

Lange, lange Zeit später kommt eines der Raumschiffe zurück und muss, unentdeckt und unbeachtet, notlanden. Fünf Überlebende schleppen sich mit dem Nachweis, dass auf dem Ganymed Leben existiert, durch die mexikanische Wüste. Ganze Dörfer sind leer, die Straße nach San Diego ist vom Sand verweht, ein Flugzeugwrack rostet vor sich hin. Die Haut der Astronauten schält sich ab. Strahlung? Atomkrieg? Was ist passiert?

Erbarmungslose Gruppendynamik endet in Kannibalismus und Tod. Auf den trotz aller Opfer größten Erfolg der Technikgeschichte folgt der Marsch ins Nirgendwo. Der letzte Überlebende stolpert irgendwann durch Wahn und Wüste, kann Schein und Sein nicht mehr trennen. Wie der Zuschauer auch.

In den Rückblenden zum Ganymed leuchtet kosmisches Staunen auf. Ein zu großer Schritt für die klägliche Menschheit? Greift sie zu weit?

In seinen besten Augenblicken geht der Film richtig unter die Haut.


The Expanse, Season one
Wertung: 10/10

Die Serie beruht auf den Expanse-Romanen von "James S. A. Corey" (in realitas David Abraham und Ty Franck). In der fernen Zukunft hat die Menschheit das Sonnensystem weitgehend besiedelt und ist fleißig mit der Ausbeutung der Rohstoffe beschäftigt (heh, wenn man schon einen Planeten ausplündert, warum dann nicht gleich das ganze Sonnensystem?). Zwei Machtgruppen stehen sich zähnefletschend gegenüber: die UN (Erde und Mond) und die Mars Congress Republik. Die Arschkarte gezogen haben hingegen die "Belter", die Bewohner des Asteroidengürtels, die teils von der UN, teils vom Mars beherrscht werden. Ihre Interessen vertritt die Outer Planets Alliance OPA, was den Regierungen auf der Erde und dem Mars gar nicht passt.

Die erste Season der TV-Serie ist genial strukturiert. Auf drei Schauplätzen werden nach und nach die Hauptfiguren eingeführt und aus unterschiedlichen Richtungen in die gleiche Intrige verstrickt, eine gigantische Verschwörung um eine umwälzende Entdeckung draußen in der Schwärze und um neue Waffentechnik. UN-Untersekretärin Chrisjen Avasarala führt im UN-Hauptquartier einen, wie sie später zerknirscht herausfindet, Krieg von gestern - gegen Spione, Terroristen, was immer. Auf dem Ceres-Asteroiden geht Detective Miller dem Verschwinden der reichsten Erbin des Sonnensystems nach. Und draußen beim Saturn begegnet die internationale Besatzung des Eisfrachters Canterbury (Earther, Marsianer, Belter) einem SOS-Signal. Und alle Tore der Hölle tun sich auf. Die letztlich vier Überlebenden der Canterbury, Erdenmann James Bowden, Marsbewohner Alex Kamal, Belter-Ingenieurin Naomi Nagata und Erdenmann Amos Burton bilden das Hauptkontingent der Helden dieser unglaublichen Story.

Hier passt alles: Drehbücher, Charaktere, Production Values, es ist schlicht atemberaubend. Eindeutig die beste Science-Fiction-Produktion seit Battlestar Galactica (re-imagined series).


Killjoys, Season two
Wertung: 9/10

Obwohl diese Space-Opera-Serie qualitativ im Schatten von The Expanse segelt (ebenso wie ihre Schwester Dark Matter), macht sie ebenfalls Spaß. Mit der zweiten Staffel sind die Killjoys in meiner Wertschätzung ein klein wenig vor Dark Matter gerückt, was nach den ersten Staffeln beider Serien noch andersherum ausfiel.

SPOILER-ALARM:

Dutch/Yalena und ihre Jungs, die Jacobis-Brüder, müssen sich weiter mit der grünen Paste herumschlagen, die anscheinend nicht nur "Level VI-er" erzeugt, sondern das ganze Universum bedroht. Dutchs konfliktreiche Beziehung zu Khlyen klärt sich zum Ende hin, mit interessantem Ergebnis. Was hinter dem grünen Glibber und den "Moosfüßlern" steckt, wird im Staffelfinale geklärt, aber die Auseinandersetzung zwischen Dutch und Aleena ("Dunkel-Dutch") und ihren "Hullen" wird wohl die dritte Staffel bestimmen, derweil sich John und Clara auf eigene Socken machen. Wir starten also mit zwei getrennt agierenden Paaren in die Fortsetzung. Mal gucken, wie sich ihre Wege weiter kreuzen.


Orphan Black, 4. Staffel

Wertung: 9/10
Die Geschichte der LEDA-Klone nimmt ihren Fortgang. Diesmal geht es zurück an den Anfang, und wir erfahren die Vorgeschichte von Beths Selbstmord sowie das Ausmaß der Erkenntnisse, die sie gesammelt hatte. Sarah wandert jetzt regelrecht in ihren Fußstapfen, um den bedrohlichen Machenschaften von Neolution auf die Spur zu kommen. Je mehr Beths Vorleben aufgedeckt wird, desto mehr vertieft sich der Einblick in das ganze Drama der Leda- und Castor-Klone. Und wer die Bezüge zur antiken griechischen Mythologie erkennt, kann sich an der Bildsprache dieser außergewöhnlichen Serie gerade in der vierten Stafffel wirklich ergötzen.

Tatiana Maslany muss diesmal die bislang nur angerissenen Persönlichkeiten von Beth und Krystal umfassend ausloten und den neuen Klon-Charakter Mika mit Leben erfüllen. Wie immer, schafft sie das spielend und mit Brillanz.

Die Story bleibt so verwickelt wie eh und je, aber es fällt nicht schwer, auf dem Laufenden zu bleiben. Geradezu verblüffend sind die Wandlungen und Überraschungen von Charakteren, bei denen man es in dieser Form nicht erwartet.